Dienstag, 22. November 2011

Die Entstehung der deutschen Panzertruppe Teil 2

Panzerattrappen aus Blech

Zunächst blieben Guderian und andere Kraftfahrtruppen-Befürworter mit ihren Versuchen, eine Panzerdivision in die 100‘000-Mann-Armee einzubringen, erfolglos, doch dann erklärte sich der Kavallerie-Inspekteur bereit, den Kraftfahrtruppen die Aufklärungsfunktion abzuschieben. Guderian durfte nun eine Panzer-Aufklärungstruppe errichten und so wurden 10 Panzer in Auftrag gegeben, die die bisherigen Attrappen( die mittlerweile umgebaute Autos waren) ersetzten sollten.
Zu diesen Panzern schreibt er relativ lange technische Dinge, die für den Leser uninteressant sind.
Im Jahre 1933 sah Guderian Adolf Hitler das erste Mal. Es war bei der Eröffnung der Automobilausstellung in Berlin, wo der Reichskanzler persönlich die Eröffnungsrede hielt. Hier merkt man, dass Guderian anfängt sehr vorsichtig zu schreiben und dass er seine Wortwahl bedacht wählt. Er will nicht als ‚Anhänger‘ Hitlers, aber auch nicht als Gegner dessen Ideen wirken und mir scheint es, dass in seinen Worten fast ein bisschen die Bewunderung durchschimmert. Schliesslich war es Hitler, der später begeistert von Guderians Ideen sein und ihn unterstützen wird. Ihm verdankt er auch sein Aufstieg auf der Karriereleiter.
Bsp. Zum vorsichtigen Schreibens Guderians: „Auch was er sagte, stach wesentlich von von den bisherigen Reden der Minister bei derartigen Anlässen ab.“ (Bei der Automobilmesse)
Er sagt hier weder dass ihm gefällt was Hitler sagt, noch das es ihm nicht gefällt.
Militärisch wirkte sich der neue Reichskanzler folgendermassen aus:
-Viele Vorgesetzte Guderians wurden entlassen und neue, liberalere Generäle wurden eingestellt, die ihm ermöglichten, seine Ideen und Visionen der Kraftfahrtruppen erneut zu präsentieren.
Diese gefielen den neuen Vorgesetzten und er hatte nun sogar die Möglichkeit, eine Präsentation vor Hitler selbst zu halten, der von G. Ideen sehr angetan war.
- Es war nun also möglich, die ‚neue Waffe‘ in das Heer zu etablieren.
Man merkt die Zuneigung zu Hitler in den nächsten Seiten extrem. Z.B. besucht Guderian die Eröffnung des Reichstages in Potsdam. Er erwähnt die Anwesenheit Hitlers zwar nur nebenbei, ich bin mir aber sicher, dass er wegen ihm dort hin ging.
Ein Satz machte mich besonders stutzig, und zwar schreibt er über die Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz, dass Hitler diktatorische Macht verlieh.
„Diese Politiker, die für das Ermächtigungsgesetz stimmten, übernahmen damit die Verantwortung für seine Folgen.“ Ich finde diesen Satz typisch für deutsche Überlebende des zweiten Weltkrieges. Man schiebt die Schuld Anderen zu, sagt, dass es nur ein Befehl war oder ähnliches.
Weiter wurde er im Sommer 1933 eingeladen, an einer SA-Führer-Tagung teilzunehmen. Dazu schreibt er, dass er da teilgenommen hat, warum er zugesagt hatte, war folgendes, ich zitiere: „Mich interessierte es, Hitler im Kreise seiner Getreuen zu sehen. Da Hühnlein ein gerader, aufrechter Mann war, mit dem man arbeiten konnte, sagte ich zu.“
Das ganze kann ich ihm einfach nicht wirklich abkaufen. Ich denke eher, dass Guderian zumindest am Anfang eine Art Fan Hitlers, oder zumindest ein Befürworter seiner Ideen war. Bsp. „Man konnte nur hoffen, dass seiner Forderung Folge geleistet würde.“( Hitler sprach bei dieser Rede davon, dass jede Revolution nach einiger Zeit in Evolution übergehen müsse und dass dieser Zeitpunkt für Deutschland gekommen sei.)
Militärisch entwickelten sich die Gedanken Guderians so, dass er nun dachte, dass eine volle Effizienz der Kraftfahrtruppen nur erreicht werden könne, wenn sie als Hauptwaffe des Heeres eingesetzt würde und in allen Divisionen vorhanden wäre. Ursprung dieser Einstellungsänderung war die Veröffentlichung des Buches ‚Kampfwagenkrieg‘ des Österreichers Ritter von Einmannsberger, welches diese Ideen enthielt. Im Frühjahr 1934 wurde dann das Kommando der Kraftfahrtruppen errichtet, bei welchen Guderian die Geschäfte des Chefs des Stabes übernahm. Sein Vorgesetzter war sein früherer Vorgesetzter und Freund General Lutz.
Im März 1935 verkündete Hitler die Wiedererlangung der Wehrhoheit, welche die Einschränkungen des Versailler Vertrages auflösten. Dieses Ereignis erfreute Guderian sehr, da die Panzertruppen nun eine noch grössere Chance hatten, durchzukommen, was im Oktober 1935 auch geschah. Oberst Guderian wurde nun Befehlshaber einer Panzerdivision in Würzburg.

Die ersten deutschen Panzertruppen waren somit entstanden! 

Freitag, 18. November 2011

Die Entstehung der deutschen Panzertruppe Teil 1

In diesem Kapitel beschreibt Guderian die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Obwohl er ursprünglich Jägeroffizier war, „führte ihn das Schicksal“ – so wie er es beschrieb – in Stellungen, die mit der Motorisierung zusammenhingen. Nachdem der Generalstab, dem Guderian angehörte,  durch den Versailler Vertrag aufgelöst wurde, wurde er nach München zur 7. bayrischen Kraftfahr-Abteilung verlegt. Er war sehr erfreut darüber, bis er erfuhr, dass er der eher technischen Abteilung zugeordnet wurde, wo er Fragen der Kraftfahrwerkstätten, der Tankanlagen, der Bauten und technischen Beamten oder der Strassen- und Verkehrsangelegenheiten zu bearbeiten hätte. Und das ganze ohne das geringste Vorwissen von Panzern. Er bat zwar um eine Zurückverlegung zu der Jägerkompanie, diese wurde jedoch abgelehnt.
So rutschte er quasi in diese Berufsrichtung und es kommt einem so vor, als ob er gar nie etwas mit diesem Beruf zu tun haben wollte und dass er da eigentlich nur zufällig reingerutscht sei. Das finde ich noch heftig, wenn man bedenkt, dass dieser Mann später der Begründer der Panzertruppen in Deutschland und einer der besten Strategen und Panzergeneral wurde.
„Das der unbequeme Taktiker dreimal während des Krieges abgesetzt wurde, wird jedem verständlich, der seine Erinnerungen liest.“ Dieser Satz steht auf der Rückseite des Buches und kommt mir bis zum jetzigen Lesensstand nicht wirklich richtig rein. Er beschreibt das ganze sehr fliessend und er widerspricht seinen Vorgesetzten kaum, das einzige Mal, als er zu den Kraftfahrtechnikern zugeteilt wird, obwohl er gar keine Ahnung von dieser Technik hatte. Das war bis jetzt das einzige Mal, dass er sich gegen einen Entscheid seiner Vorgesetzten wehrte. Ansonsten scheint er mir ganz und gar nicht unbequem, doch vielleicht kam dass auch erst mit dem zweiten Weltkrieg, wir werden sehen.
Auf den folgenden Seiten beschreibt Guderian, wie er sich in die Technik der Kraftfahrzeuge einarbeitet und sich einen klaren Überblick darüber verschafft. Er lernte sehr schnell und fleissig, las Er zeigte immer mehr Begeisterung für die Fahrzeuge und erkannte bald deren grosses Potential in der Kriegsführung. Denn bislang wurden Panzer in Deutschland nicht in ganzen Panzereinheiten, sondern nur zum Truppentransport und zur Verschiebung von Truppen hinter der Frontlinie verwendet. Guderian wollte die Art der Kriegsführung revolutionieren und Panzertruppen zum Hauptakteur des Geschehens machen.
Die meisten seiner Vorgesetzten waren da aber anderer Meinung. Sie glaubten an die stolze Kavallerie Deutschlands und wollten verwarfen die Pläne Guderians stets.
Doch Guderian gab nicht auf. Er entwickelte Taktiken, führte Kriegssimulationen und Übungen durch, in denen er Panzer als Kompanie testete.
Ich persönlich finde dies eine riesige Leistung, denn Guderian war bisher weder in einem Panzer gesessen, noch hatte er eine geeignete Ausbildung um mit diesen Geräten umzugehen. Er hat sich das meiste Wissen selbst angeeignet und es fasziniert mich sehr, mit welcher Leichtigkeit, mit welchem Eifer und Interesse er an eine Sache ran ging, obwohl er eigentlich gar nicht diese Berufsrichtung einschlagen wollte. Es kommt mir fast ein wenig zu einfach vor, wie er und seine Kollegen das ganze machen. Dazu kommt auch noch die starke Einschränkung durch den Versailler Vertrag. Stellen Sie sich einmal eine Kriegssimulation mit Panzern aus Karton vor, wo das Feuern mit Steinen simuliert wird. Das sieht einfach lächerlich aus. Ausserdem herrschte ein starkes Truppenauswahlverfahren, da die Armee nur 100‘000 Mann umfassen durfte. Dann ist es klar, dass wenn man zwischen der Kavallerie und einer Panzereinheit, die zur Zeit aus Karton auf Rädern besteht, wählen muss, die Kavallerie wählen wird.

Donnerstag, 17. November 2011

Kurzer Einschub zum Versailler Vertrag und den Rüstungseinschränkungen Deutschlands nach dem 1. Weltkrieg

Flagge der Reichswehr 1921-1933

Der Friedensvertrag von Versailles wurde 1919 von den Siegermächten des ersten Weltkriegs auf dem Schloss von Versailles festgelegt. Der Vertrag machte Deutschland und seine Verbündeten zu den alleinigen Verantwortlichen für den Ausbruch des ersten Weltkrieges und verpflichtete sie zu Landabtretung, Reparationszahlungen an die Siegermächte und zu einer starken Abrüstung. Die Delegation des Deutschen Reiches hatte bei den Vertagsbedingungen kein Mitspracherecht, sie konnten lediglich am Schluss noch kleine Änderungen erreichen. Mit der Unterzeichnung des Deutschen Reiches dieses Vertrags war der erste Weltkrieg formal beendet.
Die Siegermächte beschränkte das deutsche Heer mit dem Versailler Vertrag stark, um zukünftige Aggressionen auf Seite der Deutschen zu unterbinden. Diese Einschränkungen enthielten unter anderem ein auf 100‘000 Mann limitiertes Berufsheer und zusätzlich eine auf 15‘000 Mann limitierte Marine. Zusätzlich wurde die Einrichtung eines Generalstabes untersagt. Ausserdem waren schwere Artillerie, Kampfschiffe, U-Bote, Panzerfahrzeuge und jegliche Art von Luftstreitkräften verboten. Das neue Heer wurde Reichswehr genannt.

Die Deutschen fanden jedoch im Laufe der Jahre Möglichkeiten, die strengen Einschränkungen der Armee auf geheime und illegale Art und Weise zu umgehen. Dazu gehörten unter anderem die Einrichtung der sogenannten schwarzen Reichswehr, geheime Waffentests mit Artillerie und Flugzeugen in der Sowjetunion oder die Einrichtung einer Führergehilfenschulung, die dazu bestimmt war, die Generalsschule zu ersetzen.
Die Reichswehr sah sich selbst als „Kaderarmee“ oder „Führerarmee“, was bedeutet, dass jeder Soldat so ausgebildet wurde, dass er die Eignung für höhere Verantwortungsstufen erlangte, was wiederum Grundvoraussetzung für das schnelle Wachstum des Heeres nach der Wiedereinführung der Wehrhoheit durch das Nationalsozialistische Regime im Jahre 1935 werden sollte.

Zur Familie und Kindheit von Heinz Guderian


Heinz Guderian ist am 17. Juni 1888 in Kulm an der Weichsel geboren und zwei Jahre später erhielt er einen Bruder. Sein Vater war der Premier-Lieutenant im Pommerschen Jäger-Battaillon und somit auch der erste Offizier in der Familie Guderian.
Heinz Guderian wuchs in bescheidenen Vermögensverhältnissen auf und er und sein Bruder hatten schon als Kind den Wunsch, Offiziere zu werden und so wurden die Beiden 1901 in das Kadettenkorps aufgenommen. 1907 wurde Heinz Fähnrich des 10. Jäger-Bataillons und bereits 1 Jahr später Lieutenant in Hannover. Wenig später verlobte er sich mit Margarete Goerne und heiratete sie schliesslich 1913. Er hatte mit ihr zwei Kinder.
 
Dann, am 2. August  1914 begann der 1. Weltkrieg und komischerweise schreibt Guderian nur sehr knapp darüber. Er war im Funkwesen tätig und so viel ich aus anderen Quellen in Erfahrung bringen konnte, wurde er während des ersten Weltkrieges zuerst zum Oberlieutenant und kurz später zum Hauptmann befördert. Ausserdem war er an mehreren wichtigen und entscheidenden Schlachten beteiligt (Schlacht um Verdun, Schlacht an der Marne), welche er selbst als „einige Kenntnisse im Funkwesen sammeln“ beschreibt.

In diesem 1. Kapitel hat mich ein wenig stutzig gemacht, dass Guderian praktisch sein ganzes Umfeld als ‚lieb‘ und ‚gut‘ bezeichnet. Er beschwert sich nie über irgendetwas. Sein Vater war lieb, seine Mutter war lieb, seine Lehrer waren lieb und er erwähnte keinen einzigen schlechten Übergeordneten im Militär, sie waren seiner Meinung nach einfach ‚gut‘.
Auch beim Weiterlesen ist mir dies aufgefallen und ich kann es einfach nicht wirklich glauben.
Weiter hat mir imponiert, wie militärisch er erzogen wurde und wie schnell er auf der Karriereleiter aufgestiegen ist. Mit 11 im Kadettenkorps, mit 19 Fähnrich, kurz vor 20 bereits Lieutenant, mit 26 Oberlieutenant und kurz darauf auch schon Hauptmann. Das kommt mir ziemlich schnell vor und ausserdem habe ich das Gefühl, das er so seine Kindheit nicht wirklich ausleben konnte, wobei er selbst sagt, dass er eine gute Kindheit hatte.

Aber im Grossen und Ganzen kommt Heinz Guderian auf den ersten Seiten sehr bedacht und bescheiden rüber, was sich später auch noch bestätigen wird.

Montag, 5. September 2011

Entscheidung für eine bestimmte Autobiographie

Ich habe mich für das Buch Erinnerungen eines Soldaten von General Heinz Guderian entschieden, da mich der zweite Weltkrieg selbst und Kriegsstrategien sehr interessieren. Obwohl das Buch relativ umfangreich ist, denke ich, dass es spannend und lehrreich zum Lesen sein wird.


Beschreibung: 

Nicht kleckern - klotzen! Das war der Leitspruch, den General Guderian seinen Panzermännern, seinen Offizieren und am Ende seiner glanzvollen Laufbahn auch seinen obersten Kriegsherren immer wieder gepredigt hat. Dieser Gedanke durchzieht auch sein Buch und reißt den Leser mit, obwohl der "Schnelle Heinz" bewußt auf sensationelle Darstellungen und Effekthascherei verzichtete. Gerade deshalb wirken die vielen dramatischen Teile seines Werkes umso stärker.
Daß der unbequeme Taktiker dreimal während des Krieges abgesetzt wurde, wird jedem verständlich, der seine Erinnerungen liest. Ein selbständiger, unbürokratischer Kopf, ein eiserner Wille und ein verwegenes Draufgängertum, das immer einen Weg offen ließ, kennzeichneten den neben Generalfeldmarschall Rommel wohl bekanntesten Panzerführer des Zweiten Weltkrieges.
Der Schöpfer der deutschen Panzertruppe war nicht der erste, der die Möglichkeiten und Taktiken dieser schnellen, beweglichen Waffe erkannte. Aber er war der einzige, der sie derart konsequent und erfolgreich durchgesetzt hat. Seine Lehren sind längst Allgemeingut aller Armeen der Welt geworden.