Sonntag, 22. Januar 2012

Der Weg zur Niederlage

In diesem Kapitel beschreibt Guderian, wie Deutschland immer mehr an Kraft verliert und von den Alliierten mehr und mehr zurückgedrängt wird. Er wurde Ende 1942 als General entlassen und lebte eine Zeit lang als Zivilperson. Später wird er von Hitler als Generalinspekteur der Panzerwaffe wieder eingesetzt, was aber weniger an den Fähigkeiten Guderians lag, sondern daran, dass es keine anderen geeigneten Generale mehr gab und praktisch alle Berater Hitlers ihn überzeugten, Guderian wieder einzusetzen. In diesem Posten verweilt Guderian bis zum Ende des Krieges und wird 1944 in Österreich von den Amerikanern gefangen genommen, nachdem er aufgrund seiner ewigen Widersprüche gegen Hitlers Entscheidungen beurlaubt wurde.
 Ein weiterer wichtiger und interessanter Teil dieses Kapitels ist die Entwicklung Hitlers, seines Charakters und seines Auftretens, welches Guderian in seinem neuen Posten sehr gut verfolgen konnte.
Guderian wurde 1942 nach immer häufiger werdenden Auseinandersetzungen mit Hitler entlassen. Die Gründe für die Entlassung waren allerdings sehr zweifelhaft und unzureichend. Es war einfach Vorwände, weil Hitler ihn nicht mochte und ihm nicht vertraute. Guderian war bei weitem nicht der einzige General, der wegen ungerechtfertigten Gründen aus dem Dienst entlassen wurde. Dieses Mal war Guderian gar nicht glücklich über die Entlassung, da er seine Panzertruppen im Stich lassen musste und sie Hitler und seinen unvernünftigen Gefolgsleuten hinterlassen musste. Anders sah es dann bei der zweiten Entlassung 1944 aus, dort wollte er mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben und war froh über seine „Beurlaubung“.
Nach der Entlassung Guderians beschreibt er ziemlich lange die Entwicklung der Panzerwaffe in dieser Zeit. So lässt sich einmal mehr der Grössenwahn Hitlers zeigen. Denn dieser gab der Panzerindustrie ständig neue Aufträge für neue Panzer, die entwickelt werden sollten. Zuerst sollte ein Panzer entwickelt werden, der 100 Tonnen wiegt, was bereits sehr viel war. Dann wollte er einen mit 200 Tonnen und er gab sogar einen Auftrag zur Konstruktion eines 1000 Tonnen schweren Panzers, der kampffähig sein sollte, was praktisch unmöglich ist. Der Meinung Guderians nach macht Hitler beim Thema Rüstung alles falsch. Er kritisiert Hitler in dieser Zeit stark. Wenn so gerüstet geworden wäre, wie Guderian es gemacht hätte, wäre der Krieg vielleicht anders herausgekommen. Nun ist natürlich noch die Frage, ob Guderian es zu dieser Zeit wirklich so gemacht hätte, wie er es beschreibt oder ob er sich die Dinge im Nachhinein überlegt hat und nur so tut als ob er bereits alles wüsste.
Ich persönlich kann mich nicht genau festlegen, was ich glauben soll. Einerseits finde ich es schon komisch, dass Guderian eigentlich immer alles richtig gemacht hätte, wenn nicht andere das Komando gehabt hätten. Andererseits hat er bereits vor dem Krieg Bücher verfasst, die Daten und Taktiken enthielten, die schon fast hellseherisch waren und dann später auch zutrafen. (Dank diesen Büchern wurde Guderian auch wieder in das militärische Kader aufgenommen).
Dieses Kapitel war vor allem wegen der Beschreibung der Entwicklung der Panzerwaffe nicht das spannendste, weshalb ich auch einige Teile übersprungen habe.
Spannender zum Lesen waren die Gespräche mit Hitler und dessen Veränderung im Verlaufe des Krieges.
So erwähnt Guderian, dass Hitler, nachdem Guderian wieder eingestellt wurde, nicht mehr so selbstbewusst wirkte, ein nervöses Zittern im linken Arm hatte und viel leichter aus der Fassung zu bringen war als früher. Mit der Zeit zitterte sogar seine gesamte linke Körperhälfte. Am Anfang des Buches beschreibt Guderian ihn noch als zielstrebig, sehr selbstbewusst und als starke Persönlichkeit. Nachdem die Deutschen in Russland jedoch starke Verluste erleiden musste und der Krieg langsam nicht mehr zu gewinnen war, veränderte sich sein Auftreten laut Guderian drastisch. Hitler liess ihn nicht mehr ausreden, wenn er zum Vortrag erschien, wirkt unruhig und nicht mehr so selbstbewusst. Dann, nach dem Attentat auf Hitlers Leben, verschlimmerte sich dessen Zustand nochmals. Er rastete wegen Kleinigkeiten aus, kontrollierte seine Sprache nicht mehr und misstraute jedem, nicht mal seinen engsten Vertrauten.
Man merkt beim Lesen auch richtig, wie Guderian sich immer mehr ab Hitler ärgert und an dessen Befehlen zum Teil fast verzweifelt. Manchmal stimmte Hitler der Taktik Guderians am einen Tag zu und befahl am nächsten Tag etwas ganz Anderes. Ausserdem brauchte Hitler für jede Niederlage des Heeres einen Sündenbock, und diesen fand er auch immer und liess ihn töten. Das zeigt abermals, wie schlimm er sein konnte. So machte er nach einer Niederlage an der Ostfront, die praktisch unmöglich zu gewinnen war, schnell mal 5 Generale verantwortlich und liess sie erschiessen, obwohl  Guderian ihn mehrmals darauf hingewiesen hatte, dass niemand daran schuld war. Ein anderes Mal stellte Hitler fest, dass die deutschen Truppen im Westen schneller und kapitulieren als an der Ostfront und sagt, das sei aufgrund der Genfer Konvention, weil sie dann gut behandelt werden in Kriegsgefangenschaft. Wären Guderian und ein paar andere Generäle nicht gewesen, hätte Hitler nur so aus einer Laune heraus die Genfer Konvention gekündigt, was nicht die besten Folgen für die deutschen Soldaten gehabt hätte.
Am Schluss wurden die Unterhaltungen zwischen Hitler und Guderian immer anstrengender für Guderian und endeten meist ergebnislos, weil Hitler einfach keinen klaren Verstand mehr hatte und andere Zuhörer zu viel Angst hatten, um ihrem Führer zu widersprechen.  Hitler bewilligte praktisch keine Ideen Guderians mehr oder sah erst viel zu spät ein, dass diese eigentlich richtig waren. Er glaubt meist auch nicht, was Guderian ihm sagt, wenn es zum Beispiel über die Truppenstärke des Feindes geht. Erst als der Feind dann mit einer Übermacht durch die deutschen Verteidigungsanlagen brach, merkte er, dass Guderian doch richtig lag und ordnet dessen Ideen trotzdem an, einfach viel zu spät.
Man merkt auch, dass Hitler keinen Widerspruch mag, denn als Guderian ihm fast täglich sagte, dass einer seiner Entscheide nicht mehr durchführbar sei oder dass man etwas anderes machen müsse, liess er ihn bei einer Besprechung in ein Nebenzimmer kommen und sagt ihm, er solle sich wegen seiner Herzkrankheit lieber 6 Wochen Ferien gönnen. Dies tat Guderian dann auch und verbrachte eine Zeit in einer Kur, begibt sich kurz vor Kriegsende nach Österreich, ins Generalhauptquartier und wartet das Ende ab. Er wurde von den Amerikanern gefangen genommen und die Erzählung endet hier.
Aus diesem Kapitel habe ich folgende Dinge speziell gefunden:
1.       Guderian will in verschiedenen Situationen Anschuldigungen gegen ihn zurückwerfen und beweisen, dass sie falsch sind. Eine solche Situation ist zum Beispiel das Attentat des Grafen von Stauffenbergs auf Hitler. Anscheinend hat jemand behauptet, er sei an diesem Attentat beteiligt gewesen, was er hier stark bestreitet. In einer anderen Situation hat ihn anscheinend jemand beschuldigt, im Krieg Kriegsverbrechen begangen zu haben und Dinge gestohlen zu haben, was er ebenfalls stark bestreitet und zu beweisen versucht, dass er nichts damit zu tun hatte. Es kommt einem vor als ob er seine Weste mit diesem Buch reinwaschen will.
2.       Ein Abschnitt hat mich ein wenig verwundert und scheint mir absurd. Er schreibt ihn nach dem Attentat auf Hitler: „ Das Ergebnis des Attentats ist furchtbar, wie immer man die Dinge auch betrachten mag. Ich lehne den Mord in jeder Form ab. Unsere christliche Religion gibt darüber ein eindeutiges Gebot. …“
Das kann ich ihm einfach nicht abnehmen! Wenn er nun so ein religiöser Mensch ist und den Mord ablehnt, wieso wollte er dann bereits als kleiner Junge General werden und warum macht er dann eine Militärkarriere, wo die Hauptaufgabe das Morden ist? Ausserdem ist er verantwortlich für tausende Tote im Krieg.
3.       Ein weiteres Zitat Guderians: „Die Kriegsführung der Russen in den deutschen Provinzen war von unbeschreiblicher Grausamkeit. … Die Furie eines unaussprechlichen Rachekrieges raste weiter.
Ich finde es nicht ganz richtig, dass Guderian in seinem Buch zwar die Leiden der deutschen Bevölkerung darstellt, aber mit keinem Wort die Grausamkeiten der Deutschen erwähnt. So viel ich weiss, waren die Deutschen in der Kriegsführung bei weitem nicht die fairsten und hielten sich auch nicht immer an das Kriegsrecht. Auch erwähnt Guderian mit keinem Wort den Holocaust, die Arbeits- und Konzentrationslager oder andere Grausamkeiten gegen den Gegner! Das finde ich nicht ganz richtig. Ich denke, es kann auch überhaupt nicht sein, dass er gar nichts davon mitgekriegt hatte, vor allem weil er so viele Unterredungen mit Hitler und anderen hatte.
4.       Als Viertes ist noch hervorzuheben, wie eingeschüchtert die Gefolgsleute Hitlers von ihm waren. Viele hatten panische Angst vor Hitler, Angst, dass wenn sie ihm widersprechen würden, sie  getöten geworden wären. Das finde ich schon imposant und andererseits auch schade, denn genau dieser engste Stab hätte Hitlers Meinung beeinflussen können, ihm Vernunft einreden und sie hätten den Krieg frühzeitig beenden können.
Was ich nicht gewusst hatte, ist, dass sogar die mächtigsten Nationalsozialisten Angst vor Hitler hatten. So schreibt Guderian über die Angst Himmlers und Görings, ihrem Führer zu widersprechen.
Die Erzählung endet mit der Kapitulation Deutschlands. Danach schreibt er noch einige Seiten über die wichtigsten Persönlichkeiten im Deutschen Reich während des zweiten Weltkrieges, was recht spannend zum Lesen war aber keine wirklichen Besonderheiten mehr enthielt, weil man auf den 400 Seiten zuvor bereits praktisch alles über diese Personen erfahren hat. Das Einzige, was noch interessant war, war die Beschreibung der Persönlichkeit Hitlers, in der er sehr detailliert über seine Charakterzüge schrieb, wie er überhaupt erst an die Macht kommen konnte und was seine positiven Seiten waren. Dies war insofern spannend, weil man sonst immer nur das Schlechteste von ihm hört, was durchaus auch zutrifft und von Guderian genau so thematisiert wird. Wenn man nun aber bedenkt, dass dieser Mann auch von vielen Millionen Deutschen gewählt wurde, dann muss er ja auch gute Seiten aufweisen. Wie man aber im Buch lesen konnte, verschwanden diese guten Fähigkeiten, wie das Reden, sein Zielstreben und seine Verbissenheit teilweise während des Krieges. 

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